Lizenz zum Spaßmachen

Premiere: Die Clowns von Theater Transit machen den Narren überflüssig: ,,Was ihr wollt“ im Theater Mollerhaus

Foto: Lizenz zum SpassmachenDARMSTADT.

Ohne rote Knubbelnase geht gar nichts. Sie ist die Lizenz zum Spaßmachen. Nach sechzig Tagen in der Klasse für Bühnenclowns von Theater Transit haben sich acht Absolventen diese Nase verdient: Im Kurs von Ann Dargies haben sie gelernt, die Menschen zum Lachen zu bringen. Das konnten die starken Typen, die sich beim Abschlussabend im Theater Mollerhaus präsentieren, wahrscheinlich schon vorher. Aber der Beitrag der Clownsklasse zur Darmstädter langen Nacht zeigt am Freitagabend auf höchst vergnügliche Weise, wie sich Witz mit Handwerk paart. Schon der Aufmarsch der Truppe verbindet Lockerheit und Körperbeherrschung, und zu Brahms-Klängen beginnt ein komisches Fußballspiel ganz ohne Ball.Das könnte eine Weile so weitergehen. Aber dann will eine dramatische Handlung eingeflochten werden, denn Ann Dargies hat als Abschlussarbeit ihrer Schüler Christoph Marthalers kuriose Fassung der Shakespeare-Komödie ,,Was ihr wollt“ inszeniert. Also heften sich die Clowns die Namensschilder und Charaktere dieses wunderlichen Liebesreigens an, in dem die als Cesario verkleidete Viola sich in den Grafen Orsino verliebt und von der Fürstin Olivia geliebt wird. Wer nicht mitspielt, sitzt auf der Ersatzbank und feuert von dort seine Sportskameraden an, und Ann Dargies erweist sich als Erfolgstrainerin dieser famosen Mannschaft, in der Tormann Orsino den widerspenstigen Stürmer Cesario zu Olivias gegnerischem Tor losschickt oder Malvolio mit Bürzelhintern vorübergehend die Rolle des Spielmachers übernimmt.Das ist ein großes Vergnügen, das vom Publikum begeistert gefeiert wird. Freilich dauert es auch fast so lange wie ein richtiges Fußballspiel, und spätestens in der zweiten Halbzeit hat man den Verdacht, dass die Beschränkung auf die einzige Darstellungsebene der Clownerie dem Stück viel gibt, aber auch einiges an Möglichkeiten nimmt. Aber es geht bei dieser Abschlussarbeit ja vor allem um den Start in den Berufsalltag, und der sieht vielversprechend aus. Diese Clowns agieren so temporeich wie präzise und produzieren bisweilen einen Witz, der anarchische Sprengkraft besitzt. Vom kunstvollen Arrangement der Verwirrungen bleibt trotz der Dauer nur das Gerüst übrig, das mit komischen Aktionen gefüllt wird. In einigen Augenblicken scheint aber die Poesie auf, die in dieser Verstrickung unmöglicher Lieben stecken kann. Das bleibt Episode, dafür entwickeln die Figuren über die Clownerien hinaus Charaktere, deren Tiefe sich immerhin ahnen lässt. Nur eine wichtige Position aus Shakespeares Besetzungsliste fehlt: Wo acht Clowns auftreten, ist der Narr überflüssig.

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