Zu Ensemble

Damit ein RäderWerk des Zusammenspiels in Gang kommt.

Die Forscherin in mir sucht im Ensembletheater die Verbindung von starken und kompetenten Persönlichkeiten für ein Ganzes, mit einem starken Ensemble.
Ensemble ist für mich nicht „nur“ Gruppe, nicht „nur“ chorisches, nicht
„nur“ choreografisches. Es geht weit darüber hinaus und es beginnt mit dem Ensemble.
Ich und Du. Meines Erachtens braucht ein starkes Ensemble starke Persönlichkeiten. Es ist kein einfaches Unterfangen, dies in der Lehre herstellen zu wollen und in der heutigen Zeit. Dieses Spiel mit einem gesunden Ego und dem Ab und Zu in Gruppe, dem Selbstdarstellungswunsch und dem Wunsch nach Zusammenspiel.
Neben der Förderung des Schauspiels und der Anleitung sind für mich die Förderung der Kommunikationsfähigkeit und das Arbeiten im Team hohe Ziele. Nicht umsonst habe ich mir eine kommunikative Profession und Kunstgattung gewählt. Der Mensch ohne ein Du könnte nicht Mensch werden. Immer wieder ist es die Berührung, die Anrührung, die mich in all meinen Arbeiten anzieht. Und das Arbeiten in und mit einem starken Ensemble.
Wegweisend für mich ist meine Neugier auf Menschen wie Themen, das Brücken schlagen, meine Diskursleidenschaft auf der Diskursfläche Bühne und mein Wunsch nach Intensität in Ausdruck, Form und meine Faszination vom Arbeiten und Leben im Ensemble. Meine besondere Begabung ist in Lehre und Kunst es, diese Faszination immer wieder in die Tat umzusetzen. Nicht umsonst wählte ich auch die Bezeichnung: Schule für Ensembletheater.
In der Entwicklung und Erarbeitung der unterschiedlichsten Stücke ob mit oder ohne Textvorlage eines Stückes gehe ich den für mich kostbaren Weg eines kollektiven Kreationsprozesses unter klarer Leitung und Rollendefinition. Dieser Prozess macht aus einer Gruppe von Fremden ein emotional und mental starkes wie zartes Gewebe von Vertrauten. In ihm kann ein neues Ganzes entstehen, das sehr viel mehr ist als die Summe seiner Teile.

Theater, das das Herz berührt.

Meine besondere Gabe ist die Ensempblearbeit. Die letzten Inszenierungsarbeiten, die dies zum Ausdruck brachten, waren:
„Sang der Maschinen“ 2005 in Co-Regie mit Bernd Ruping und Tom Kraus am Institut für Theaterpädagogik in Lingen mit 200 AkteurInnen mit unterschiedlichem Können und Vorraussetzungen.
„Blut und Asche“ 2006 von Marianne Zückler, Libretto zu Hexenverfolgung, im Auftrag der ev. Kirche Hessen mit 50 AkteurInnen mit professionellen SchauspielerInnen, Semiprofis, einem Chor und Kindern.
„Pro Engel“ 2007 in Co-Regie mit Carola UnserBespielung einer ehemaligen Feuerbestattungshalle. Eigenproduktion von Theater Transit mit 18 AkteurInnen, Schauspiel-Profis, Semiprofis, Kindern und Feueraktion.
„Unerwünscht“ eine interaktive Ausstellung zur Situation von Flüchtlingen. Mit 25 AkteurInnen auf einem Gelände von 3000 qm installiertem Raum, 6 Wochen lang für ein breites Publikm vor allem Jugendliche.
In 2009 war es ein Aktionstheater mit Clowns „Cafe Jenseits im Diesseits“
In 2010 „was Ihr wollt“ 14 Clowns und Shakespeare/Marthaler
In 2012 wird es ein neues weiteres Aktionstheater mit Clowns geben zum Büchner Jahr „Schöner Scheitern“ 10 Clowns in Revolution auf dem Georg Büchner Platz in Darmstadt

Meine Theaterleidenschaften

Natürlich waren Begegnungen in meinem Theaterleben enorm wichtig für mich.
Louis Neaf aus der Schweiz war so jemand. Ihm verdanke ich die Faszination für das lebendige authentische Schauspiel.
Von George Tabori nehme ich mir gerne die tiefe Schläue und seinen Witz.
Gitta Martens befruchtete mit ihren Formen des politischen Theaters.
Tadeusz Kantor, der Avantgardist aus Polen: während meines Theaterstudiums in Berlin durfte ich diesen alten polnischen Theater-Avantgardisten kennen lernen. Er schenkte mir seinen Ansatz des tief berührenden und stark stilisierten Choreografischen Theaters. Die besondere Kraft und Ausstrahlung seiner Theaterfiguren ließ und lässt mich bis heute nicht los. Tief anrührende Figuren und dennoch sehr stark stilisiert, ist eine Richtung, der ich auch in meiner Arbeit sehr nachgehe. Über ihn durfte ich das „Theater des Todes“ mit seiner Botschaft: „spielen, leben, ein letztes Mal“ kennen lernen und es fasziniert mich immer wieder neu. Es landete bei mir, insbesondere mit seiner Provokation hin zur Vertiefung Bedeutung der Endlichkeit für unser Wirken und Sein.
Rick Kempt London der Bühnenclown schenkte mir das „Ja Prinzip“, im Leben wie in der Kunst.
Den Bühnenclown mit seinem positiven Blick auf die Welt vertiefte ich mit LehrerInnen wie Jean Martin Moncero – Schule Dimitri, Didier Domerque – Schule le Coque, Monika Pagneaux und Rik Kempt – Schule Goullier.
Über Peter Weitzner, Peter Simandl sowie Ulrika Sprenger kam die Faszination für Gelände- und Ortsbespielungen und Performances. Außerdem schenkten sie mir die Sehnsucht nach ganzheitlichen Unterrichtsformen, in denen Theorie und Praxis zu intensiven künstlerischen Prozessen und ausdrucksstarken Inszenierungen führten.
Heute richte ich meinen Blick gerne auf Christoph Marthaler. In seinen Arbeiten sehe ich auch meine Faszination für den Moment der Stille und das Innehalten verstanden als Gegenzeit zum Heutigen. Und er richtet sich auch auf ästhetische wie dramaturgische Formen des Tanztheaters.
Meine Faszinationen fließen natürlich ein in unser Theater Transit und dessen konzeptionelle Ausrichtung. Und in meine Taten als Lehrende, Inszenierende, Darstellende, Veranstaltende und kulturpolitisch Aktive.

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