Freche Witze auf der Demenzstation

Pflege – Fortbildung zum Geriatrie-Clown mit Ann Dargies und Katharina Müller – Unterwegs in Pflegeeinrichtungen

Clowns in der Altenpflege„Lachen wirkt in vieler Hinsicht positiv auf das eigene Befinden“, sagt Katharina Müller. Die Leiterin eines Tageszentrums für Menschen mit Demenz in Darmstadt hat die Erfahrung gemacht, dass Humor beim Heilen helfen kann. „Uns geht es nicht darum die Menschen in den Pflegeheimen zu bespaßen“, wehrt sie ab. Es gehe auch nicht darum, große Vorführungen zu geben. Die Aufgabe sei vielmehr, in die Welt der alten Menschen abzutauchen. „Als Clowns können wir Stress lösen, Ängste verringern, die Leichtigkeit in den Vordergrund treten lassen “, so Katharina Müller. Dazu brauche es kein großes Brimborium, sondern ein großes Herz. Oft genüge ein Blick, ein Lächeln. „Wir sind frech, schwelgen in Erinnerungen oder singen und tanzen miteinander“, so Katharina Müller.
Katharina Müller arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren nebenbei als Schauspielerin und Sängerin. 2011 hat sie den Verein „Clowns, Madams & Buben“ gegründet und besucht seitdem regelmäßig Einrichtungen der Altenhilfe wie das Kurt-Steinbrecher-Haus in Eberstadt oder das Seniorenzentrum Fiedlersee in Arheilgen.

Die Idee, eine Fortbildung zum Geriatrieclown anzubieten, entwickelte sie gemeinsam mit Ann Dargies. Die Fachfrau fürs Theater (Theater Transit) mit eigener Clownsschule ist von Berufs wegen ständig „an Themen dran, die gesellschaftlich brisant sind“. Die beiden Frauen kennen sich seit Jahren und haben bei mehreren Bühnenprojekten zusammengearbeitet. Ann Dargies ist von tragikomischen Figuren fasziniert. Wenn sie als Geriatrie-Clown unterwegs ist, nennt sie sich Lotte Lobkowitz und versucht, ein Stück Herzenswärme weiterzugeben. „Als Geriatrie-Clown braucht man Empathie“, sagt Ann Dargies. Wer in Altenheime gehe, sollte zuvor selbst die Erfahrung gemacht haben, dass Weinen und Lachen zum Leben dazugehören.
Die Geriatrie-Clowns sind bei ihrer Arbeit auf Spenden angewiesen und sie halten sich an ethische Richtlinien. So arbeiten sie beispielsweise immer zu zweit und sie betreten auch nie ein Krankenzimmer, ohne zuvor mit dem Pflegepersonal gesprochen zu haben. Weitere Regeln: Humor darf nie auf Kosten anderer gehen und es wird niemand gegen seinen Willen in ein Spiel mit einbezogen. „Es gibt Menschen, die mit Clowns überhaupt nichts anfangen können“, sagt Ann Dargies. „Das respektieren wir natürlich.“

Einsatzmöglichkeiten für Geriatrie-Clowns gebe es viele, sagt Katharina Müller. Die Reaktionen auf die Auftritte seien durchweg positiv. Gute Noten gebe es von den Bewohnern selbst und auch vom Pflegepersonal. „Die Mitarbeiter lernen durch unsere Arbeit oft ganz andere Seiten ihrer Schützlinge kennen“, sagt Katharina Müller und erzählt von einer Demenzkranken, die als aggressiv galt – und die der Auftritt der Clowns in eine gelöste Stimmung versetzte. Die Fortbildung zum Geriatrie-Clown beginnt mit einem Casting-Wochenende am 24. November. „Das kann schließlich nicht jeder“, sagt Ann Dargies. Um vor alten Menschen aufzutreten, brauche es „Achtsamkeit, Innehalten und ein authentisches Spiel“. Die Fortbildung selbst richtet sich an aktive Clowns, die bereits Spielerfahrung haben. Zu den Ausbildungsinhalten gehören Grundkenntnisse über Krankheitsbilder und Fachwissen über die Institutionen der Altenpflegeeinrichtungen. Ein großes Herz allein genügt für den Clownsjob nicht.

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